Ausflugsziele für Veganer / Grüne wollen fleischlosen Tag - Donnerstag ist Veggietag

Grüne wollen fleischlosen Tag - Donnerstag ist Veggietag

Leonberg Baden-Württemberg Deutschland


Aktionen wie "Donnerstag ist Veggietag" oder "Meatfree Monday" fordern, einmal pro Woche einen fleischlosen Tag einzuhalten, an dem ausschließlich vegetarische Gerichte verzehrt werden. Die Grünen wollen diese Idee in deutsche Kantinen tragen und haben den Veggietag in ihr Programm für die Bundestagswahlen aufgenommen. Bereits 30 Städte nehmen deutschlandweit an dem Programm teil, darunter Bremen, Magdeburg, Mannheim und Köln. Auch einige Firmen wie Puma und die Versicherungskammer Bayern bieten einmal pro Woche einen fleischlosen Tag in ihren Kantinen an. Während der BUND, der Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland, den Vorstoß begrüßt, steht die Bundesregierung der Aktion ablehnend gegenüber.
 
Ziele der Kampagne
 
Hauptziel der Kampagne "Donnerstag ist Veggietag" ist ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln - und damit mit unserer gesamten Umwelt. Die Fleisch-, Fisch- und Milchproduktion ist für etwa 18 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich und bewirkt einen hohen Landverbrauch. Laut einer Studie des Umweltverbandes WWF ist eine pflanzliche Ernährung deutlich schonender für die Umwelt und das Klima. Ein verringerter Fleischkonsum könne zudem dabei helfen, Futtermittelskandale und Massentierhaltung zu reduzieren, so die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt. Artgerecht Haltung und bessere Fleischqualität werden angestrebt (Quelle: FAZ-online "Veggie-Day" vom 05.08.2013). So fordert der Verbandsvorsitzende des BUND, Hubert Weiger, neben einem fleischfreien Tag pro Woche auch einen Anteil von 20 Prozent Biofleisch in allen öffentlichen Verpflegungseinrichtungen bis 2015.
 
Auch gesundheitliche Gründe werden von den Kampagnenunterstützern angeführt. So liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland durchschnittlich bei 60 Kilogramm Fleisch und Fleischprodukten - was deutlich über die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hinausgeht, die pro Woche einen Fleischkonsum von 300 bis 600 Gramm und eine vorwiegend pflanzliche Ernährung anpreisen. In der Realität verzehren Männer wöchentlich über ein Kilogramm Wurst und Fleisch, Frauen etwa 600 Gramm. Verschiedene Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Krebs werden mit einem zu hohen Fleischkonsum in Verbindung gebracht. Die Aktion "Donnerstag ist Veggietag" möchte über die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Tier-, Umwelt- und Klimaschutz aufklären und so eine bessere Lebensqualität für alle erreichen.
 
Kritik
 
Die Bundesregierung hält wenig von den Plänen der Grünen. FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sprechen von Bevormundung. Die Aktion mit ihren Vorschriften widerspreche den Grundsätzen von Freiheit und Liberalität. Laut Aigner umfasse gesunde und ausgewogene Ernährung auch Fleisch (Quelle: FAZ-online "Veggie-Day" vom 05.08.2013). Sowohl der Spiegel als auch die Bildzeitung veröffentlichten eher kritische Artikel zu der Kampagne. So schreibt der Spiegel in seinem Artikel vom 28. Februar 2013, dass Verbote nur zu Ablehnung und Trotz führen würden. Weiterhin bestehe die Möglichkeit, dass der fleischfreie Tag in der Kantine mit einer Extraportion Fleisch am Abend oder am Folgetag ausgeglichen werde. Thomas Bundschuh von der Versicherungskammer Bayern, die an der Aktion Veggietag teilnimmt, bestätigte, dass am fleischfreien Tag etwa fünf Prozent weniger Mitarbeiter in der Kantine essen. Puma gab sogar Zahlen von bis zu 20 Prozent geringerem Kantinenbesuch zu Beginn der Kampagne an - Unterschiede, die sich jedoch im Laufe der Zeit wieder normalisiert haben. Christina Zimmermann von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Aufklärung und vegetarische und vegane Alternativen auf dem Speiseplan - letztendlich solle die Wahl aber eigenverantwortlich bei jedem Kantinengast liegen. (Quelle: Spiegel online vom 28.03.2013)
Eine Umfrage des Spiegels, die dem oben zitierten Bericht folgte, ergab folgende Ergebnisse: 39,76 Prozent der Befragten sprechen sich eindeutig für den Veggietag aus, 8,58 Prozent sind klar dagegen. 12,39 Prozent stehen dem Veggietag neutral gegenüber, 39,27 Prozent antworten auf die Frage, ob sie einen Veggietag begrüßen würden, mit "eher nicht". (Stand: 05.08.2013)
 
Lob und Erfolgsgeschichten
 
Laut einer Studie vom 11. Mai 2010 sind 60 Prozent der Deutschen bereit, ihren Fleischkonsum einzuschränken. Der Erfolg der Initiative "Donnerstag ist Veggietag" gibt dieser Zahl recht: Am 17. Mai 2013 führte Lahr als 30. deutsche Stadt den Veggietag an vier Schulen und einigen Unternehmen ein. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Weitere Städte, wie zum Beispiel Gießen am 6. Juli 2013, machen mit öffentlichen vegetarischen Picknicks und Probier- und Aufklärungsaktionen auf den Veggietag aufmerksam. Viele Prominente wie Schauspieler Hannes Jaennicke, Autorin Ariane Sommer, Sängerin Stefanie Hertel, Comedian Kaya Yanar und Spitzenkoch Tim Mälzer sprechen sich für die Aktion aus.
 
In vielen Unternehmen wird der fleischfreie Tag von der Belegschaft per Umfrage gewünscht. Oft wird lediglich die Auswahl an vegetarischen Gerichten erhöht, es bleiben einige Gerichte mit Fleisch im Angebot, um die Wahlfreiheit zu erhalten. Am Veggietag vom 3. Mai 2012 wurden bei der Firma Siemens 38.016 vegetarische Menüs ausgegeben. Nur 4718 Gäste entschieden sich für das nicht-vegetarische Gericht. Auch in der Mensa Rempartstraße der Universität Freiburg wählen 57 Prozent der Studierenden an Aktionstagen vegetarische Gerichte. Ähnliche Zahlen kann das Klinikum Bad Hersfeld aufweisen. (Quelle: Pressemitteilung des Vegetarierbundes Deutschland vom 07.03.2013)
Internationale Organisationen wie der "Meatless Monday", gegründet von Paul McCartney und seinen beiden Töchtern, feiern ebenfalls Erfolge: Metropolen wie San Francisco, Washington D.C., Kapstadt, Sao Paolo und Gent haben ebenfalls einen fleischfreien Tag pro Woche eingeführt. In Belgien gehört der Veggietag schon seit einigen Jahren zum Alltag.
 
Chancen
 
Der Veggietag bietet eine einfache, unkomplizierte und anschauliche Möglichkeit, vegetarisches, gesundes und bewusstes Essen "einfach mal auszuprobieren". Laut Silke Bott, Kampagnenleiterin des Veggietags, würden pro Jahr 140 Millionen Tiere weniger gegessen werden und es könnte die Menge an Treibhausgasen eingespart werden, die sechs Millionen Autos im Jahr erzeugen; wenn alle Bundesbürger einmal pro Woche einen fleischfreien Tag einlegen würden. Was einen kleinen Unterschied für eine Einzelperson macht, summiert sich also schnell auf zu spürbaren Ergebnissen.
 
Neben Gesundheitsbewusstsein, Klima- und Tierschutz spielt der fleischfreie Wochentag auch eine Rolle im Kampf gegen Hunger. 90 Prozent der weltweiten Sojaernte und die Hälfte der Getreideernte werden zu Tierfutter verarbeitet, während etwa eine Milliarde Menschen an Hunger leiden. Eine betont pflanzliche und fleischreduzierte Ernährung wird von vielen Experten als effizienter und ressourcenschonender als die massenhafte Fleischproduktion bewertet.
 
Der tierschutzpolitische Sprecher im baden-württembergischen Landtag Reinhold Pix und international anerkannte Spitzenköche wie Tim Mälzer und Jamie Oliver betonen auch die Chancen des Veggietags für die Gastronomie: So biete die Aktion die Möglichkeit, eine neue Sparte der Kochkunst zu entdecken, die oft übersehen wird. Vegetarisches Kochen ist gesund, kreativ und im Trend - das öffnet neue Kundenpotenziale und bringt frische Kreativität in Deutschlands Küchen. Vegane Kochkurse und Mensaschulungen wie die des Spitzenkochs Björn Moschinski treffen auf hohe Beliebtheit.
 
Fazit
 
Ein bewussterer Umgang mit tierischen Lebensmitteln und eine vermehrt pflanzliche Ernährung birgt Vorteile auf verschiedensten Ebenen: Tierschutz, Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheit und Hungerhilfe sowie ethische und moralische Überlegungen. Die Idee des Veggietags ist einfach umzusetzen und bietet Raum zum Ausprobieren. Da die meisten Kantinen an Aktionstagen ein oder zwei Fleischgerichte im Angebot behalten, bleibt die Freiwilligkeit des Projekts erhalten. Insgesamt stößt die Aktion in der Bevölkerung auf überwiegend positive Reaktionen. Es geht schließlich nicht darum, Menschen, die gerne Fleisch essen, zu strengen Vegetariern zu erziehen. Vielmehr wird ein reduzierter Fleischkonsum und bewusster Umgang mit Fleischprodukten und gesunder, pflanzlicher Ernährung angestrebt. Dazu werden vielfältige Aktionsmaterialien bereitgestellt, wie Lehrvideos, Koch-Workshops, Kochbücher und zahlreiche Berichte, Studien und Reportagen zum Thema Vegetarismus und gesunde Ernährung. Niemand wird gezwungen, völlig auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Doch wer weiß, vielleicht schmeckt das nächste Steak noch viel besser, wenn nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller kommt und man weiß, dass das Tier aus artgerechter und nachhaltiger Haltung stammt.
 
Bildnachweis: © janweber0 - Fotolia.com, © Miriam Dörr - Fotolia.com


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